Samstag, 28. Januar 2017

Maguelone: "Kleines Propriété" einer Professorenwitwe

Als der Schriftsteller Moritz Hartmann, so um 1850, auf dem Canal du Rhone à Sète von Aigues-Mortes nach Sète reiste, machte er an „der weltberühmten, sagenhaften, vielbesungenen Insel“ Halt und war schnell enttäuscht.
Von der westgotischen Burg über die Kathedrale zum Weinanbau im Mittelmeer

„Es sieht traurig aus, dieses kleine Eiland, das einstens einen mächtigen Bischofssitz auf seinem schmalen Rücken getragen.“
Heute ist aus der Insel eine Halbinsel geworden, auf die Sie in den unvertouristeten Monaten mit dem Auto fahren und von dort eine einsamste Strandwanderung machen können. Öde und einsam empfand auch
Nicht nur im November: Viel Platz am Strand
Hartmann den geschichtsträchtigen Ort. Selbst die auf dem Meer vorbeiziehenden Schiffe
„würdigen das alte Gemäuer keines Blickes. Einige Rinder, der Schaffner mit Weib und Kind sind die einzigen Bewohner, und das Land, das ehemals so stolze Titel trug, gehört als ‚kleine Propriété’ einer simplen Professorswitwe aus Montpellier.“

Rund eintausend Jahre lang, bis ins 16. Jahrhundert, war Maguelone Bischofssitz, ein kleiner Flecken Land von nicht einmal einem Quadratkilometer. Die Kathedrale war mehr Wehrkirche als Gotteshaus und mit ihren Mauern von zweieinhalb Metern Dicke, mit den Pechnasen und Schießscharten Teil der Stadtmauer geworden. Und immer waren
Wehrhaft (Bild: cc Wiki Bonhu1962)
Stadt und Kirche umkämpft. Die Sarazenen eroberten den Ort im 8. Jahrhundert, wenig später dann Karl Martell: Die von den Arabern geschonte Kirche wurde vom Christen zerstört. Wieder und prächtiger aufgebaut, weil sich immer wieder Päpste hier aufhielten, war Maguelone während der Religionskriege mal protestantisch, mal katholisch, bis Richelieu den Befehl zum Schleifen gab. Diesmal blieb aber wenigstens die Kirche erhalten.

Allmählich ist Maguelone dabei, seinen Frieden zu finden. Dies ist vor allem 
den "Compagnons de Maguelone" verdanken, die sich dort um schwer erziehbare und behinderte Jugendliche kümmert. Auf deren Homepage können Sie einen virtuellen Rundgang durch die Kirch machen und Sie bekommen einen Überblick über die klassischen Konzerte in diesem klangwunderbaren Raum.

Weiter gibt es eine Gaststätte, in der der dort angebaute Wein verkauft wird - an dem Diabetiker ihre Freude haben werden - und einen Hofladen am südlichen Ortausgang von Palavas; lassen Sie sich von dem Schild „Sackgasse“ nicht abschrecken. Den Einkauf aber am besten erst bei der abendlichen Rückfahrt, es sei denn, Sie müßten sich noch noch für ein Strandpicknick versorgen.

Von dort sind es gerade mal zwei drei Kilometer zur Kathedrale, die Sie im Sommer auch mit dem kleinen Bähnchen zurücklegen können, das abends diejenigen Strandbesucher einsammelt, die südlich von Maguelone gerne für sich sein möchten und das selbst in der Hochsaison auch können. Und wahrscheinlich werden Sie auch eine
Eldorado für Kinder und ältere Kieselfreunde
Tasche voller Muscheln und besonders schön vom Meer zugeschliffenen Handschmeichler-Kiesel mit nach Hause nehmen.



2 Kommentare:

  1. Einer meiner Lieblingsorte im Süden - immer wieder schön, still und geheimnisvoll...
    Beste Grüße
    Gero OTTO

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  2. Einer meiner Lieblingsorte im Süden - immer wieder schön, still und geheimnisvoll...Beste Grüße
    Gero Otto

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Ich freue mich auf Ihre Anregungen. mh